Geschichte
Mit Schuberts Tod im Jahr 1828 ging es mit den „Schubertiaden“ nicht zu Ende, eher im Gegenteil. Das im Biedermeier zu Wohlstand und Selbstbewusstsein erwachte Bürgertum widmete sich, wie bis dahin nur der Adel, ausübend und fördernd der damals zeitgenössischen Musik. Wer es sich leisten konnte, führte einen Salon - oder ließ eigens für diesen Zweck einen erbauen.
So auch kurz nach 1850 Franz Xaver Felbermayr, Gastwirt und Fleischhauer zu Münchendorf. Der Betrieb muss recht einträglich gewesen sein, denn Franz Xaver Felbermayr kaufte eins nach dem anderen die auf etwa 10 000m2 bereits bestehenden kleineren und architektonisch nicht einheitlichen Gebäude. Eines davon diente als „Leutehaus“ für seine Knechte und Dirnen, ein anderes wurde zu einem kleinen Lustschlösschen umgebaut, auf dem heute noch seine stolzen Initialen zu sehen sind. Die Krone des ganzen war jedoch der Salon, neu errichtet an der Wende vom Biedermeier zum Historismus, ausgestattet und bemalt von der Schule des Moritz von Schwind.
Gern malen wir uns das heitere musikalische Leben aus, das in den folgenden Jahrzehnten den Salon erfüllte. Leider ist nichts darüber erhalten, weder Zeitungsartikel noch Briefe noch Tagebücher. Auch aus dem 20. Jahrhundert ist nichts über musikalische Aufführungen bekannt. Der Salon versank in einen Dornröschenschlaf, aus dem er 1945 unsanft gerissen wurde: durch russische Soldaten, die den Salon fünf Jahre lang als Pferdestall nutzten. Als die Pferde abzogen, schlief der Salon weiter, hinter mit Ziegeln vermauerten Fenstern, mit einer stellenweise in Fetzen herunterhängenden Decke, die durch ein Gerüst vor dem Einsturz bewahrt wurde. Die Einrichtung bestand aus einem groben, die ganze Länge des Salons durchziehenden Bretterregals, auf dem die beiden sehr zurück gezogen lebenden Bewohnerinnen von 1950 bis 1985 den täglichen „Kurier“ aufbewahrten.
So erblickte ich, Hanna Neves, am 16. Dezember 1989 den Salon zum ersten Mal - und überlegte keine Sekunde. Daß die Rettung und Renovierung und musikalische Auferstehung des Salons gelang, ist - neben der Hl. Zäzilie - den großzügigen Förderungen des Bundesdenkmalamts und der Niederösterreichischen Landesregierung zu verdanken. Seit über 25 Jahren erfreut sich der Salon jetzt eines immer intensiven gestalteten musikalischen Lebens.